Freitag, 7. Dezember 2012

10.000 Schneekanonen und kein Ende

Im Jahr 2007 gab es in Tirol etwa 3.000 Schneekanonen zur technischen Beschneiung. Heute, 5 Jahre später gibt es so viele Schneekanonen allein im Bezirk Kitzbühel. Der Bezirk Kitzbühel hat heute so viele  Schneekanonen wie ganz Europa vor fünf Jahren, und in Tirol gibt es inzwischen 10.000 Stück dieser Energiefresser.

Eine Schneekanone hat durchschnittlich einen Verbrauch von 24 Kilowattstunden, ein Kubikmeter Schnee mit Pumpleistung verbraucht etwa 5 Kilowattstunden. Wenn man die beschneibaren 4.400 Hektar Pistenfläche in Tirol also einmal (!) mit 25 Zentimetern beschneien will, dann ist bei Kosten von 2,5-4,5 Euro pro Kubikmeter mit Betriebskosten von 28-50 Millionen Euro zu rechnen. Da ist aber nur einmal beschneit. Da darf nichts wegschmelzen, so wie heuer im Oktober, als bereits die ersten weißen Bänder in die grüne Landschaft beschneit wurden.

Laut Bescheid können in Tirol 14.388.000 Kubikmeter Wasser im Jahr verschneit werden, von denen bei der Beschneiung etwa 30% sofort verdunsten. Eine Liste der Speicherteiche für die Beschneiung findet sich hier.

Und weil wir schon beim Energieverbrauch sind: Die Präparierung eines Hektars Piste braucht durchschnittlich 1.420 Liter Diesel. Das bedeutet für Tirol einen Saisonverbraucht von 10.366.000 Litern Diesen für die Pistenpräparierung. Und jetzt haben wir noch nicht darüber gesprochen, wie hässlich die 10.000 überdimensionierten Vogelscheuchen von Schneekanonen im Sommer sind, die uns in der warmen Jahreszeit die Gäste vertreiben.


In Tirol tun wir manchmal so, als ob unser Handeln keine Folgen hätte. Die schlechte Nachricht ist: Das stimmt nicht.

Der Strom kommt eben nicht aus der Steckdose. Das wissen wir Grüne, aber die Seilbahnwirtschaft scheint es nicht zu wissen. Es ist nicht unerheblich, wo man Wasser verdunsten lässt, weil man es dem natürlichen Kreislauf entnimmt. Von der Präparierung unserer Pisten profitieren die Ölscheichs, und darunter leidet das Weltklima. Unser Handeln hat Folgen. Heute, morgen, immer. Deshalb ist die Frage: Wann ist genug?

Wenn wir die Frage stellen, wann genug ist, dann tun wir das aus einer Verantwortung für unser Land. Es geht um Energie, um Trinkwasser, um Öl – und schlussendlich auch ums Geld. Wo kommt das Geld für diese exorbitant steigenden Kosten her? Wie lange bleibt das bezahlbar? Ist die Saisonverlängerung das Grab, das wir uns selbst schaufeln? Führt die scheinbare Lösung für ein Problem geradewegs in das nächste Problem?

Nachhaltiges Denken sagt: Halt, Stopp. Irgendwann geht es nicht mehr. Ist bei 10.000 Schneekanonen Schluss? Oder bei 12.000? Oder bei 15.000? Und wenn dann eine neue errichtet werden soll, dann muss eine andere abgebaut werden, so stelle ich mir das vor. 

Ist bei 5.500 Pistenkilometern Schluss? Oder bei 6.000? Oder bei 10.000? Und wer eine neue Piste bauen will muss ein anderes Skigebiet überzeugen, eine Piste zu renaturieren, das fände ich ein spannendes Konzept. Unser Land ist nicht unendlich groß, unsere Umweltressourcen sind nicht unendlich erneuerbar. Ein Tiroler Skigebiet ist jetzt schon der größte Einzelkunde der TIWAG. Wie viele Kraftwerke können wir bauen, um die Industriegebiete zwischen Gipfeln aufrecht zu erhalten?

Der Piz Val Gronda hat uns hier in eine echte Teufelsmühle gebracht: Wenn ich die Projekte schon höre, die jetzt mit neuem Elan angegangen werden: Langtaufers. Dort gibt es derzeit nichts. Das ist die Errichtung eines völlig neuen Industriegebiets. Vom Kaunertal will man auf den Gepatschferner. In Schwaz will man sich freiwillig zum Parkplatz für das Zillertal machen. Vom Spieljoch geht’s durch ein Hochmoor nach Hochfügen. Am Stubaier Gletscher plant man einen „Bauhilfsweg“. Ich sage nur „Notweg“ Pitztal. Der „Bauhilfsweg“ dient nämlich dem gleichen Zweck, der Vorbereitung einer Talabfahrt von der Dresdner Hütte zur Mutterbergalm.

Wir müssen neu Maß nehmen. Ein neues Ziel ins Visier nehmen und schauen, wo wir eigentlich hin wollen. Wie können Mensch und Natur in Tirol so von einander profitieren, dass es uns allen gut geht?

Wir setzen deshalb im kommenden Landtag Initiativen für nachhaltiges regionales Wirtschaften und nachhaltigen Tourismus. In der Fragestunde werden wir die Grenzen der Beschneiung und der Lifterschließung thematisieren. Wir werden eine Initiative für ein Tourismusprodukt Skitouren setzen, an dem man auch Geld verdienen kann. Eine Initiative für Skitourenbusse, weil es nicht sein kann, dass der größte Parkplatz der Innsbrucker an Wintersonntagen in Lüsens ist. Eine Initiative dafür, dass die Hypo Landesbank regionale und ökologische Investmentchancen anbietet, weil die Landesbank versäumt, was die regionalen Genossenschaftsbanken in Deutschland verstanden haben: Dass sie, gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung, der Motor der Energiewende sind.

Wir werden auch zum Piz Val Gronda nachfragen. Zur Abstimmung mit dem Kanton Graubünden und zur Wildruhezone nämlich. In dem Wissen, dass hier nicht das letzte Wort gesprochen ist. In dem Wissen nämlich, dass man in der EU-Kommission hellhörig geworden ist, was hier passiert und derzeit die Brüsseler Schreibmaschinen rauchen. Wenn sie fertig geschrieben haben, werden wir natürlich die Tiroler Öffentlichkeit rechtzeitig informieren.

Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben, das ist klar. Landeshauptmann Wendelin Weingartner ging auch deshalb als Visionär in die Tiroler Geschichte ein, weil er die Zeit zum Nachdenken einforderte. Er forderte die Nachdenkpause für neue Skigebiete. Landeshauptmann Günther Platter hatte es bisher nicht besonders mit dem Nachdenken. Wir brauchen aber eine Nachdenkpause bei der technischen Beschneiung. Es kann nicht so weiter gehen wie bisher. Wir investieren uns um Kopf und Kragen. Herr Landeshauptmann, lassen Sie nachdenken!

7 Kommentare:

unwählbar hat gesagt…

Ich find auch, dass irgendwo eine grenze sein muss. Schitourengehen als argument find ich aber falsch, da gibts genug idioten, die durch jungwälder fahren und somit der natur die chance zum zurückkommen nehmen. klar, ist ja auch super, so im backcountry.

ich finde auch, dass es keine schlechte idee ist, wenn schwaz der parkplatz des zillertals ist, immerhin fahren dann viele autos einige kolometer weniger, das müsste ja auch im sinne der grünen sein. man muss halt gemeinsam lösungen finden, anstatt harte fronten zu festigen. dass es der landeshauptmann nicht besonders mit dem nachdenken hätte, hilft da wohl nicht!

der tourismus ist tirols haupteinnahmequelle, da hängen einfach verdammt viele leben dran, aber in welche richtung der tourismus geht, das ist die entscheidende frage!

Anonym hat gesagt…

Komisch du redest, dass uns die gäste fernbleiben wegen den schneekanonen? Woher hast du denn diese annahme wieder gebi. Also ich habe noch nie gehört, dass sich einer der gäste wegen denen beschwert hat, da spricht vielleicht dein eigener kleiner gast in deinem kopf. Du bekommst das sicher am besten mit in deinem büro. Zuerst drogenexperte, jetzt obertouristiker. Was hast du nochmal schnell für eine ausbildung? Die möchte ich auch wenn ich mich dann überall besser auskenne wie die leute vom fach.

Und das mit den 1460 liter diesel für 1 hektar? Musst du mir nochmal genau erklären. 1 pistengerät 1460 liter für 1 hektar? Die quelle würde ich gerne sehen. Findet man das auf gebimairsparanoia.at? Hör mal auf zu träumen und deine wählerschaft zu belügen gebi. Bring zu den ganzen annahmen handfeste beweise, dann kann man nachprüfen wo du solche sachen auffasst.

Warst du heuer schon auf der piste? Wenn ja, bedank dich mal bei den schneekanonen die du als "vogelscheuchen" bezeichnest.

Du hast einfach noch nicht kapiert, dass es in tirol um ein bisschen mehr geht. Wir leben vom tourismus und das musst du endlich einsehen und aufhören alles in den dreck zu ziehen. Nachhaltigkeit--> eine super sache, aber in gewissen situationen nicht angebracht. Kümmer dich besser um die wichtigen sachen in tirol und nicht um deine paranoia.

Anonym hat gesagt…

Einige wenige leben gut vom Tourismus, der Rest hat nur den Dreck und den Lärm am Hals!!

Anonym hat gesagt…

Liebe/r Anonym gestern um 23:11!

Dasss nur einige wenige am Tourismus verdienen, stimmt leider ganz und gar nicht. Als einfachstes Beispiel, warum das nicht so ist, möchte ich dich fragen, was denn die Hoteliers mit dem Geld tun, welches ihnen die Touristen (nachdem es versteuert ist) da lassen?

Anonym hat gesagt…

Da hat mal wieder einer geredet und nicht nachgedacht. Könnte der gebi als anonyme person sein.

Anonym hat gesagt…

auch ich bin gegen den wahnsinn überall schneekanonen aufzustellen. aber braucht es formel 1 rennen in der nacht, slalomläufe etc...

aber andrerseits hast du recht - beginnen muss man im eigenen land.

voyance par CB hat gesagt…

Gerne mit Ihnen sein und entdecken Sie Ihre postes.J hoffen, dass Sie andere notes.Continuez Aktien gut.